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Kinder

Wann zur Untersuchung

sofort

bei sichtbaren Auffälligkeiten der Augen, wie z.B. Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlichen Pupillen, großen lichtscheuen Augen oder bei Lidveränderungen, hier besonders Hängelidern, welche die Pupille verdecken, oder, falls Sie sich einer Sache nicht sicher sind.

mit 6 bis 12 Monaten

bei erhöhtem Risiko für Schielen, für Fehlsichtigkeit (optische Brechungsfehler) und/oder für erbliche Augenerkrankungen. Das liegt z.B. vor bei Frühgeburten, Kindern mit Entwicklungsrückstand, Geschwistern oder Kindern von Schielern oder stark Fehlsichtigen (besonders Übersichtigen), sowie bei Kindern aus Familien mit bekannten erblichen Augenerkrankungen.

mit 24 bis 36 Monaten

alle
übrigen, auch unverdächtigen Kinder zur frühzeitigen Entdeckung eines kleinwinkligen Schielen
Merke: Besonders einseitige Fehler werden oft zu spät erkannt. Nach der Entwicklung eines eines normalen beidäugigen Sehens kann in den Folgejahren noch ein gut behandelbares plötzliches Innenschielen (normosensorisches Spätschielen) auftreten.

Eine Überweisung in eine Augenarztpraxis, in der auch schon kleine Kinder augenärztlich-orthoptisch untersucht werden, kann Klarheit über die Erkennung und Behandlung von Augen- und Sehfehlern bringen.

Sehprüfung

Die Feststellung der Sehschärfe ist insbesondere bei Kindern mit Amblyopieverdacht wichtig. Die Untersuchung ist meist ab dem 3. Lebensjahr möglich. Wir beginnen immer mit einer beidäugigen Prüfung und achten hierbei darauf, ob unter beidäugiger Sehanforderung eine Kopfzwangshaltung auftritt, ob ein Schielen auftritt oder sich verstärkt und mit welchem Auge fixiert wird. Danach erfolgt immer eine seitengetrennte Prüfung. Sie wird bei Kindern im Schulalter mit Zahlen oder Buchstabenreihen durchgeführt.

Bei kleineren Kindern benutzen wir bevorzugt "E"-Zeichen, die in verschiedenen Orientierungen gezeigt werden. Die "Beine des Tisches" können also mal nach oben zeigen, mal zur Tür (bei uns links) und mal zu Wand hin (bei uns rechts) oder nach unten hin (zu den eigenen Füßen). Dieser Test kann gut zuhause vorbereitet werden, indem die Eltern aus Pappe zwei "E"-Zeichen anfertigen und nun das Kind auffordern, ihr "E" oder ihren "Tisch" genauso zu halten wie es die Mutter oder der Vater gerade hält.

Sehschäwche

Im ersten Lebensjahr sind Sehreize besonders wichtig.

Sehen und binokuläres Sehen sind nicht von der Geburt an vollständig vorhanden. Die Fähigkeit entwickelt sich im Kindesalter bis ca. zum 6. Lebensjahr. Dabei wird im visuellen Kortex, das ist die Sehrinde im Hinterhauptlappen des Gehirn, über Reize die Bildung der entsprechenden Strukturen angeregt. Besonders stark ist diese Entwicklung im ersten Lebensjahr.

Nicht nur organische Ursachen führen zu Schwachsichtigkeit.

Eine Amblyopie ist eine funktionell begründete Schwachsichtigkeit. Die Amblyopie kann unterschiedliche Ursachen haben, ist aber nicht allein organisch zu erklären.
 
Das Gehirn unterdrückt das Bild des schielenden Auges, damit keine Doppelbilder entstehen.

Die Amblyopie ist die häufigste Folge des Schielens im Kindesalter. Sie entsteht, wenn die Informationen des Gesehenen aus dem schielenden Auge vom Gehirn unterdrückt wird, damit keine Doppelbilder entstehen. Das Kind sieht dann nur mit dem gesunden Auge. Durch das Ignorieren der eintreffenden Reize aus dem schielenden Auge gehen im visuellen Kortex aber sehr rasch Zellen verloren. Sogar nach einer Korrektur ist es bei entsprechend weit fortgeschrittenen Zellschäden möglich, daß das Auge blind bleibt.
Bei kleinen Verletzungen der Augen sollte das Auge nach Möglichkeit nicht abgedeckt werden.

Das menschliche Sehsystem ist nach der Geburt noch sehr plastisch, und auch sehr empfindlich. Deshalb besteht z. B. bei Augenverletzungen auch für das gesunde Auge Gefahr. So darf innerhalb des ersten Lebensjahres nach kleinen Verletzungen eines Auges und seiner Umgebung das Auge nicht abgedeckt werden. Schon nach wenigen Tagen, in denen keine Informationen aus diesem abgedeckten Auge im visuellen Kortex verarbeitet werden, kann eine Amblyopie entstehen.